Schweinfurter Notfall im September 2008

Als uns am 29. August 2008 folgende Mail erreichte

"Hallo,
wir sind ein Tierschutzverein in Frankfurt und wurden gestern aus Schweinfurt angerufen, ob wir mal eben 50 Meerschweinchen aufnehmen könnten, die sonst in ein Raubvogelgehege wandern würden. Wir sollten sie schon morgen gebracht bekommen!

Da wir nur auf Hunde und Katzen ausgerichtet sind, ist uns dies nicht möglich, deswegen wollten wir nachfragen, ob Hilfe von Ihrer Seite aus möglich wäre oder Sie einen AP hätten.

Sollte es Ihnen nicht möglich sein zu helfen, wären wir für eine kurze Mail dankbar, dann werde ich noch weitersuchen.

Viele Grüße
Ilona M.
Verein Tiere und Menschen e. V."

wussten wir noch nicht, welch zermürbenden Kampf wir vor uns hatten, bevor wir uns auf den Weg nach Schweinfurt machen konnten. Zahlreiche Telefonate gingen voraus, ehe wir Plätze und Tiere hatten.

Am 07. September war es dann so weit. Line und Tina fuhren voll gepackt mit Transportboxen und Schweinchenproviant nach Schweinfurt. Nach 2 Stunden Fahrt angekommen, sahen sie in 128 angstvolle Äuglein, die noch nicht wussten, dass ihr Martyrium nun ein Ende hatte. Nachdem die Tiere in Schweinfurt in den Transportboxen verstaut und mit Heu, Gurken und Karotten versorgt waren, ging es auf die Heimreise. Nach endlosen weiteren 2 Stunden sind sie dann in die helfenden Hände unserer Vereinsmitglieder und Tierärztin gefallen, die beim Ausladen und Versorgen der Tiere halfen.

Die medizinische Erstversorgung ergab, dass alle Tiere starke Räude, Untergewicht und die Böcke teils heftige Bisswunden hatten. Außerdem waren es viel zu viele Babys und nur eine kleine handvoll Mamis, so dass nach Gewicht der Babys entschieden werden musste, wer bei den wenigen Säugenden bleiben durfte. Etliche Tiere waren gerade mal 50 - 90 g schwer. Viele andere nicht mal 200 g. Einige Weibchen hatten abgerissene oder gar keine vorhandenen Zitzen und alle Weibchen waren trächtig.

Der Zustand einer Mama, die gerade kurz vor der Abfahrt geworfen hatte, war sehr kritisch, aber es konnte kein Tier zurückgelassen werden und es musste das Risiko eingegangen werden, eines der Babys oder gar sie zu verlieren. Dank der TÄ, die sogleich medizinische Maßnahmen ergriff, kann aber gehofft werden, dass zumindest das Muttertier überlebt.

In der nächsten Zeit werden wir also viel Zeit damit verbringen müssen, menschliches Versagen an den Tierchen wieder gut zu machen. Schon jetzt zeigen sie uns grenzenloses Vertrauen und wir sind sicher, dass sich hierunter ganz viele kleine Diamanten verbergen, die nur geschliffen werden müssen. Ein Schatz, den der Vorbesitzer nicht zu schätzen wusste.

Die Tiere stammen ursprünglich aus einem Schrebergarten und von einem einzigen Pärchen ab. Als es dem Besitzer über den Kopf wuchs, sollten sie ganz unproblematisch, legal und schnell entsorgt werden. Wir finden, das haben diese kleinen Näschen nicht verdient. Helfen Sie uns, diese kleinen Diamanten zu schleifen, um ihnen später ein tolles Zuhause suchen zu können.

Wir möchten allen Danken, die im Sinne des Tierschutzes mit uns zusammen gearbeitet haben, ganz besonders:
Fr. S, dem TH Rüsselsheim, TH Hattersheim, TS für alle Felle e. V. und natürlich unseren Vereinsmitgliedern, die alle noch ein Stück zusammen gerückt sind, um diesen Näschen ein Heim zu schaffen und die vor und hinter den Kulissen für alle Notschweinchen gearbeitet haben. Besonderer Dank gilt auch unserer TÄ, die alle Termine verschob und uns kurzfristig am Sonntag Nachmittag zur Seite stand, um alle Tiere erstzuversorgen, was leider bitter nötig war.

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