Notfall in Frankfurt-Bockenheim

Wir erhielten am Abend des 21.05. von einem Anwohner die Information, dass in der Nähe seiner Wohnung Meerschweinchen im Gebüsch herum laufen und die Bitte, ob wir hier helfen könnten. Nachdem wir am 22.05. morgens telefonischen Kontakt mit ihm hatten, ist Karoline Neudert zu einer Ortsbesichtigung nach Frankfurt gefahren. Es ist ein recht langer Hang, der über Eck geht und mit verschiedenen Sträuchern dicht bewachsen ist. Insbesondere das für Meerschweinchen sehr giftige Efeu in Bodennähe macht den Bereich sehr unübersichtlich und schwer zugänglich. Hinzu kommen die hohen Temperaturen von derzeit rund 30°C , die für die ausgesetzten, gestressten Tieren schnell lebensgefährlich werden können.

Nach der ersten Orientierung vor Ort haben wir über unseren Notverteiler insgesamt 8 Mitglieder mobilisiert, um uns um 17:30 Uhr zur Einfangaktion zu treffen. Diesen Verteiler haben wir nach dem Messenotfall im August 2011 angelegt, um kurzfristig Helfer parat zu haben. Wer gerne auf den Notverteiler aufgenommen werden möchte, kann sich an das Vorstandsteam wenden. Wir tragen Euch dann ein.

Ausgerüstet mit Transportboxen, Futter, Abtrenngittern und Heckenschere konnten wir ein Weibchen einfangen. Zwei weitere Tiere, darunter ein sehr kleines Jungtier, haben wir gesehen, leider ohne sie einfangen zu können. Um auch diese und ggf. weitere Tiere, die wir nicht gesehen haben, noch retten zu können, wurden am späteren Dienstagabend Lebendfallen aufgestellt. Diese werden laufend durch unser Mitglied Petra Levy kontrolliert; heute Vormittag waren sie aber leider noch leer. Während des Aufstellens der Lebendfallen konnten wir außerdem wertvolle Kontakte zu weiteren Anwohnern knüpfen. Sie wollen die Lebendfallen im Auge behalten und uns informieren, sobald ein Schweinchen gefangen ist. Hierfür möchten wir ihnen ganz besonders danken, da sie unsere "Augen vor Ort" sind.

Das Aussetzen von Tieren ist, insbesondere vor Beginn der großen Sommerferien, leider trauriger Tierschutzalltag. Die Tiere werden ihrem eigenen Schicksal überlassen und verenden unter z.T. elenden Bedingungen, wenn sie nicht rechtzeitig gerettet werden können. Deswegen heißt es Daumen drücken für die Schweinchen, die im Moment noch in Frankfurt sind! Dass es sich um eine Straftat handelt, versteht sich zwar von selbst, die Täter werden aber leider in den wenigsten Fällen gefunden.

Alle Tiere dieses Notfalles tragen ein "NF Bockenheim" im Namen.

Update: 25.5.

Gegen 19 Uhr starteten Mitglieder des Vereins einen weiteren Rettungsversuch. Ausgerüstet mit umfunktionierten Abtrenngittern und Heckenscheren ging es unter vollem Körpereinsatz ans Werk. Am Ende des Tages konnten so drei weitere Meerschweinchen in Sicherheit gebracht werden. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass noch weitere Tiere ausgesetzt wurden, bleiben die aufgestellten Lebendfallen weiterhin vor Ort und werden regelmäßig kontrolliert. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an die Anwohner und alle Helfer für ihre Unterstützung!

Update: 6.6.

In den nunmehr fast zwei Wochen seit der Rettungsaktion am 25.05.2012 konnten die 4 eingefangenen Meerschweinchen zur Ruhe kommen. Sie wohnen derzeit in der Quarantänestelle in Kelsterbach und haben sich schon deutlich von ihrem Ausgesetzt Sein und der anschließenden, für die Tiere stressigen Einfangaktion, erholt. Sie haben eine derart schlimme Zeit hinter sich, sind aber dafür schon wieder recht zutraulich und an allem interessiert, was um sie herum passiert.

Es handelt sich um zwei Böckchen und zwei Weibchen. Sie haben sich an den geregelten Tagesablauf mit Futter und Gartenausflug erholt und genießen beides sichtlich. Die zwei Böckchen sind in den Böckchen-Kindergarten gezogen und verstehen sich mit den anderen Jung-Böckchen sehr gut. Sie dürfen jetzt erst einmal weiter wachsen, um dann kastriert zu werden. Für die beiden Jungs suchen wir noch Kastrationspaten.

Die zwei Mädchen sind in eine gemischte Gruppe gezogen und fühlen sich dort auch sehr wohl. Da wir hier nicht ausschließen können, dass sie in den mindestens 2 Wochen, die sie ausgesetzt waren, von einem der Jungs gedeckt wurden, bleiben sie erst einmal im Verein. Wir wollen hier auf Nummer sicher gehen. Die beiden suchen nach Ablauf der 10 Wochen bzw. nach Aufzucht ihrer Babys ein schönes neues Zuhause.

 

Da wir nicht sicher waren, ob noch mehr Tiere ausgesetzt wurden, hatten wir die Lebendfallen nach der Fangaktion noch stehen lassen und sind mit den Anwohnern in Kontakt geblieben. Es wurden keine weiteren Tiere gesichtet bzw. in den Fallen eingefangen, sodass wir die Fallen zwischenzeitlich auch schon wieder abgebaut haben.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen fleißigen Helfern, die durch ihren Einsatz das Einfangen der Tiere erst möglich gemacht haben!!!!

 

Gegen den ehemaligen Besitzer der Tiere, der sie so gewissenlos ihrem eigenen Schicksal überlassen hat, haben wir in der Zwischenzeit Anzeige bei dem Veterinäramt Frankfurt erstattet.